Mittwoch, 10. April 2013

Between the lines- Kapitel 6

Pünktlich um halb 11 klingle ich an Milans Tür. Nicht ohne einen gewissen Stolz, denn normalerweise war ich alles andere als pünktlich. Mein momentaner Rekord im Zuspätkommen liegt bei 1 Stunde 23 Minuten. Da war aber natürlich meine Mutter Schuld, weil die mich nicht fahren wollte und ich durch meine Unsportlichkeit nicht mal so locker in 10 Minuten ein paar Kilometer zu meiner Freundin zu joggen. Nein, das dauert bei mir dann schon etwas länger.
Aber wenn es um Milan geht, der so süß ist mit seinen wunderschönen braunen Augen und dem dunklen Haar...
In diesem Moment öffnet sich die Tür und ein braunweißes irgendwas springt genau auf mich zu. "Hilfe", denke ich noch, aber da liege ich von der Wucht des Sprungs schon am Boden und dieses etwas was ich nun als Hund identifiziert habe springt hinterher und legt sich auf mich! Ich mag Hunde, wirklich, schließlich habe ich selber einen kleinen süßen Beagle. Aber von diesem Riesenvieh das da auf mir lag und mir die Luft aus den Lungen presste konnte ich das im Moment nicht behaupten. Milan schien zu erkennen in welcher Notsituation ich mich befand und befahl Balou dem Hund sofort auszuhören mich zu "begrüßen". BEGRÜßEN??? Benahm der sich etwa immer so, wenn Leute zu besuch kamen?
Er reicht mir seine Hand und hilft mir auf. Plötzlich stehe ich ganz dicht vor ihm. Als ich hochblicke begegnen meine Augen seinem intensiven Blick und es gelingt mir ein paar Sekunden nicht, mich davon loszureißen. Dann wandert mein Blick weiter über sein Gesicht, die Sommersprossen, ganz schwach sieht man sie nur, und das Grübchen auf seiner linken Wange, das sich nur zeit wenn er lächelt. Erst als ich meine Hand zurückziehe, als hätte ich mich daran verbrannt treten wir hastig auseinander.

Völlig verwirrt von dem was sich gerade abgespielt hatte betrete ich anschließend hinter ihm das Haus. Mir war immer noch ein wenig komisch, meine Beine zitterten ganz leicht und ich wusste nicht was ich sagen soll. Milan schien es ähnlich zu gehen. Erst auf der Treppen fand er seine Sprache wieder und entschuldigte sich noch einmal für Balou.
"Sorry, Noah! Normalerweise macht er das nur bei mir und meinem Vater, ich hoffe du hast keine Angst bekommen. Aber jetzt wird er brav sein, das versrpreche ich! Oder soll ich..." "Nein nein, schon gut!", unterbrach ich ihn. "Ich habe selber einen Hund, ich hatte keine Angst. Nur langsam keine Luft mehr". Bei diesem Worten warf ich ihm einen verschmitzten Blick zu, den er mit seinem süßesten Lächeln erwiderte.
Vor seiner Zimmertür hielt er noch einmal an. Er meinte, es wäre noch eine andere Schülerin gekommen, die ebenfalls dringend Nachhilfe braucht und ob das okey wäre. Und das sagt er so nebenbei?! Nein, das ist noch okey! Ganz und gar nicht! Schreit eine Stimme in meinem Kopf aber aus meinem Mund kommt ein "Ist gut".

Dann öffnet er die Tür zu seinem Reich. Das erste, was mir ins Auge fällt ist das Tigerfoto über seinem Bett. Das war genau das was ich auch unbedingt für mein Zimmer haben wollte, aber meiner Mutter nicht gefallen hatte.
Erst als mein Blick zum riesigen Schreibtisch wandert sehe ich das daran eine Person sitzt. Und nicht irgendeine Person sondern LUCA MARIE CASPARI!
Schlagartig sinkt meine Laune auf mindestens 5 Grad unter dem Gefrierpunkt. Warum grinst die so doof? Wusste sie etwa das ich die Nachhilfe sein würde? Unglaublich!
"Hey Noa" begrüßt sie mich mit zuckersüßer Stimme. Meine Antwort ist nur ein nicken, zu mehr bin ich im Moment nicht in der Lage. Wenn ich jetzt meinen Mund aufmache käme garantiert nichts nettes raus.
Milan hat mir mitlerweile einen Stuhl geholt und in zwischen sich und Luca gestellt. Dann gibt er mir das Mathebuch und schlägt die entsprechende Seite auf: INTEGRALRECHNUNG
Während ich Milan und Luca in der folgenden halben Stunde Mathe erkläre werfe ich immer wieder misstrauische Blicke zu Luca rüber. Die verhält sich unauffällig, tut als würde sie mir aufmerksam zuhören und unterdrückt nur hin und wieder ein gähnen.
Nach einer weiteren halben Stunde legen wir eine Pause ein, in der Milan Schokolade als Nervennahrung holen will. Gute Idee! Luca muss derweil aus Klo und ich bleibe allein in seinem Zimmer. Unglaublich, ich alleine in Milans Zimmer! Vor Freude fange ich an, mein Lieblingslied, "Let her go" von Passenger zu summen und kurz darauf leise mitzusingen. Nebenbei erstelle ich schon mal ein Übersichtsblatt für die beiden. Das Milan wiedergekommen ist merke ich erst als er neben mir steht. "Das war toll", meint er. "Danke", sage ich. "Ich und Luca hatten mal eine Band in der ich gesungen und Gitarre gespielt habe und Luca Schlagzeug. Aber als Ida, unsere Keyboarderin nach Frankreich gezogen ist hat sich das ganze irgendwie aufgelöst." "Wie schade", meine Milan. "Ich hätte wirklich gerne mal was von euch gehört."
In der Zwischenzeit war Luca zurückgekommen. Weiter ging es mit Mathe.
Eine Stunde später waren wir alle Drei so erschöpft das wir beschlossen es für heute sein zu lassen. Milan brachte mich und Luca an die Tür doch an der Straßenecke trennten sich unsere Wege.

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